Ein Rückblick des zweiten Reisequartals
Frei und draussen sein, das war uns wichtig bei der Planung unserer Reise. Mittlerweile hat sich das draussen sein bereits wieder eingeschränkt. Zimmer und Wohnungen sind wieder zu unserem Aufenthaltsraum geworden. Die Rückkehr zum Bett wird wieder zum täglichen Gang, nicht mehr das Zelt irgendwo zwischen Büschen und Bäumen aufbauen. Kein Regen mehr direkt im Gesicht, sobald man den Kopf aus dem Schlafzimmer streckt. Und zum Glück keine eiskalte Velohose mehr direkt nach dem Aufstehen.
Das draussen sein, haben wir gewissermassen aufgegeben, doch sind wir nun doch freier als zuvor. Mit ein paar Fränkli und der passenden Karte lässt sich jeder Wunsch sofort erfüllen. Was nun mehr Freiheit bedeutet, lässt sich bestimmt lang und breit diskutieren. Momentan ist es für uns so. Weniger Gepäck, weniger Sorgen. Weniger Ballast, mehr Freiheit. Einfache Rechnung zurzeit.
In diesem Bericht soll es nicht um irgendwelche Definitionen gehen, sondern um die Geschichten welche aus solchen Gedanken entstehen. Spulen wir also das Jahr nochmals zurück und feiern hier gemeinsam den Jahreswechsel….
Januar 2023
… fünf. Vier. Drei. Zwei. Eins. Alles Gute zum Neuen Jahr! Es knallt ein Korken, es wird gelacht, es wird angestossen, sich in den Arm genommen und sich gegenseitig Glückwünsche zugesprochen. Es ist der 31. Dezember 2022 auf El Hierro, kurz nach 22 Uhr. Das freie Leben und die Tatsache, dass der ganze Tag mit Aktivitäten gefüllt war, fordert seinen Tribut. Etwas eher feiern ist doch in Ordnung. Irgendwo ist ja gerade das Jahr umgesprungen. Es wird gegoogelt und geschaut. Perfekt, wir haben gemeinsam mit den Menschen von Istanbul angestossen! Yannick denkt sich bloss gerade, ob sie auch mit Cava anstossen in der Türkei? Doch der Gedanke ist schnell wieder weggeblasen und das leere Glas wurde wieder gefüllt. Doch wo sind wir eigentlich?
Ein paar Tage zuvor hatten wir eine Sinnkrise. Nur geniessen, rumkurven, Essen, Trinken und am Strand liegen war uns doch zu langweilig. Wir wollen etwas tun, helfen, den Tag vollumfänglich auskosten und nicht immer ausschlafen und nichts wirklich tun. Motiviert durch diese Stressfaktoren haben wir auf Wokaway.info ein tolles Projekt gefunden. Durch die spontane Zusage sind wir also sofort und vor dem Neujahr von Teneriffa mit der Fähre nach El Hierro rübergefahren.
Angekommen auf der westlichsten Insel der Kanaren werden wir in der schwärze der frühen Dunkelheit von Karsten (unserem Host) und Marza (der Hund der Finca) in einem weissen Land Rover Defender begrüsst. Wir stellen uns vor und los geht die Fahrt vom Fährhafen, hoch und wieder runter an den Nordostzipfel der Insel. Dort nochmals weg von der Strasse und über eine holprige Piste, welche vom Regen ausgewaschen und zerstört wurde, direkt zu der Bio Finca.
An diesem Abend sehen wir nicht viel mehr als jenes welches vom künstlichen Licht angeschienen wird. Wir lernen noch Christina, die Frau von Karsten kennen, welche das Grundstück vor über 10 Jahren gekauft hat, um den Traum einer eigenen Wohlfühloase in die Realität umzusetzen. Wir essen noch gemeinsam zu Abend und werden zu unserem Schlafhäuschen begleitet.
Die Überraschung am nächsten Morgen war dann wirklich gross. Die Finca hat eine ausgezeichnete Hanglage. Alles ist perfekt in die Landschaft integriert und schaut aus, als wäre es so natürlich entstanden. Was wir erst später erfahren, alles was wir sehen musste angelegt werden. Das Grundstück war nicht mehr als ein Steilhang mit einer ganz kleinen ebenen Fläche wo ein altes verfallenes Steinhaus stand. Alles andere wurde mit viel Maschinen und Handarbeit angelegt. Wir sind bis zum Schluss baff und können uns kaum vorstellen, wie viel Aufwand das gewesen ist, die Finca so schön herzurichten.
Unser Zuhause für die nächsten Monate besteht aus folgenden Bereichen: Ein Schlafhäuschen, welches nicht mehr ist als ein Schutz vor den Elementen mit drei Wänden aus Holz und einer Glasfront mit integrierter Schiebetür und einem Bett sowie zwei Kästchen für unser Gepäck. Das Häuschen liegt am unteren Teil des bewirtschafteten Teiles mit direktem Blick auf die vom Meer gepeitschten Steilküste. Etwas höher gelegen befindet sich unser Wohn- und Kochbereich. Das Gebäude ist teilweise offen und der Wind kann gut durchziehen, was im Sommer äusserst praktisch sein muss, doch uns noch den einen oder anderen Tag des Frustes bringen wird. Trotzdem wird es einer unserer Lieblingsbereiche, da der Stil dieser offenen Küche im freien uns beiden wahnsinnig gefällt. Das Badezimmer ist nochmals etwas höher gelegen als die Outdoorküche und hat lediglich Wände. Kein Dach, kein Schutz vor den Elementen, einzig Privatsphäre. Wunderschön. Ausserdem hat es auf der Finca noch das Haus unserer Hosts, welches an der höchsten Stelle liegt mit einer Aussicht, die wirklich atemberaubend ist. Dazu gibt es noch ein Gästehaus, welches am anderen Ende des Grundstücks liegt. Und das Speziellste an diesem Ort ist und bleibt, dass es keine Nachbarn gibt. Rund um die Finca gibt es nichts ausser Natur.
Wer sich nun fragt was Workaway ist und was wir nun auf einer Bio Finca, mitten auf dem Atlantik machen, für den gibt es in diesem Absatz eine kurze Erklärung. Alle anderen, können direkt zum nächsten springen. Workaway.info ist eine Plattform welche Leute wie uns (grosse Ideen im Kopf, mit kleiner Geldbörse in der Tasche), mit Leuten wie Christina und Karten verbindet. Es gibt die Möglichkeit, dass Idealisten, welche Lebensprojekte in die Realität umsetzen, ebenfalls kostengünstig ihre Projekte umsetzen können, da wir Volontäre kein Geld nehmen, sondern lediglich Kost und Logie. In diesem Fall speziell haben wir nur Logie erhalten, jedoch mussten wir auch weniger Arbeiten (4 Stunden pro Tag). Klingt nach einem guten Deal, nicht?
Die ersten Tage bestehen vollständig aus Ankommen. Wir sind die ersten Volontäre seit der Pause, welche es aufgrund der Teilnahme von Karsten an der Freediving Weltmeisterschaft gegeben hat. Daher machen wir erst mal die Outdoor Küche hübsch und richten uns ein. Dann wird zusammen mit Freunden von unseren lieben Hosts Neujahr gefeiert und pünktlich zum Wochenstart beginnen wir mit unserer Arbeit.
Die ersten Tage sind wir noch alleine. Tom, ein Amerikaner, welcher ebenfalls in der Zeit mit uns vor Ort ist kommt erst in den kommenden Tagen an. Die Arbeiten fokussieren sich zuerst auf Grünpflege und hübsch machen der Wege. Da unsere Hosts dieses Projekt nicht als primäre Herausforderung stemmen, sondern beide noch selbständig ihre Firmen leiten (Christina ist Coachin und Karsten hat eine Freitauchschule), hatte es die Natur in der ruhigen Zeit vor uns natürlich leicht alles schön zu verwachsen und der Regen genügend Zeit, Sand und Schlamm dahin zu waschen, wo er eigentlich nicht hingehört. Gut für uns. So vergehen die ersten Tage wie im Handumdrehen. Wir jäten und kehren was das Zeug hält und nach und nach sieht man die ersten Fortschritte an den belebten Orten der Finca.
Ebenfalls in der ersten Woche erhalten wir unseren Mitstreiter für die nächsten Wochen. Tom. Tom ist ein Herr, welcher letztes Jahr seine Pension angetreten ist und schon seit über 10 Jahren regelmässig Workaway Projekte auf der ganzen Welt besucht. Dieses Mal hatten wir das Glück seine bereichernde Art kennen und schätzen zu lernen. Da er zu Hause viel gebaut hat, war er für unsere Hosts ein wahrer Glückstreffer. Karsten träumt schon lange von einem eigenen Unterstand wo er seine Tauchausrüstung trocken und vorallem geschützt vor allem Getier lagern kann. Bisher war das alles etwas provisorisch, da erst einmal das Geschäft laufen musste, doch das läuft nun ziemlich gut. Daher war es nun Zeit das Projekt anzugehen. Bevor dieses Mammutprojekt angegangen wird, gibt es erst noch ein paar andere Dinge, die wir zuerst erledigen werden.
Der Entenzaun. Auf der Finca leben nicht nur Menschen und Marza, sondern auch noch drei Katzen, acht Enten, sowie ein Stall voller Hühner und ein Hase. Da es den Enten auf der Treppe neben dem Teich ziemlich wohl ist, sitzen und erleichtern sie sich ständig dort, was unseren Hosts weniger gefällt. Daher wird mit einem Zaun direkt an der Treppe der erste Versuch gestartet die Enten von der Treppe fern zu halten. Der Zaun ist schnell gebaut. Etwas Altholz vom Holzhaufen zersägt, etwas Beton angemischt und die Pfosten einbetoniert und schon hatte Nadine ihr Projekt für die nächsten Tage, wo sie sich mit dem Winkelschleifer und diversen Schruppscheiben verwirklichen konnte. Tom und Yannick haben in der Zwischenzeit andere Dinge erledigt wie z.B. das Gelände bei den Enten umgestaltet, die Bäume bei den Enten geschnitten und diverse Bodenarbeiten, um Rohre und Leitungen verschwinden zu lassen.
Der Monat verging wie im Flug. Wir arbeiten überall auf der Finca und doch blieb ein grosses Projekt fast bis Ende Januar unangetastet.
Februar 2023
Der Februar ist noch jung. Wir haben das Tauchcenter erst vor kurzem begonnen. Mittlerweile fühlen wir uns alle wohl. Tom und wir sind zu einem tollen Team geworden, welches viel gemeinsam unternimmt. Da wir hin und wieder den Defender verwenden dürfen, um einerseits Einzukaufen und anderseits damit die Insel zu entdecken, sind wir natürlich meist zu dritt unterwegs. Wir gehen gemeinsam Baden, Wandern oder fahren einfach um und über die Insel und schauen wie kleine Kinder aus dem Fenster hinaus. Gut, so romantisch ist es nicht immer. Beim Defender hat es nur zwei gewöhnliche Sitzplätze. Die dritte Person sitzt im Kofferraum quer auf einer Sitzbank, entweder alleine oder mit Marza. Daher wechseln wir immer wieder durch. Also Nadine und Tom. Yannick fährt, was das Ironischste an der Sache ist. Er hätte am wenigsten Mühe mit Übelkeit hinten im Kofferraum und genau er fährt. Jedoch sind die beiden auch froh, dass sie die steilen und holprigen Strassen nicht selbst fahren müssen.
Was der Februar auch bereit hält, ist eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Durch das wenige, was wir tun können und die viele Freizeit draussen in der Natur, haben unsere Köpfe viel Zeit sich zu entfalten. Was natürlich zur einen oder anderen Herausforderung zwischen uns beiden geführt hat. Das Ganze hat sich soweit zugespitzt, dass wir teilweise nicht mehr wissen, wie wir unsere gemeinsame Zukunft gestalten können. Doch wie so oft ist dies eine vorübergehende Angelegenheit. Das Produkt aus diesen harten Tagen ist eine neu gewonnene Tiefe in unserer Beziehung, wofür wir beide sehr dankbar sind, dass wir sie erreichen dürfen.
Tom bekommt davon nur wenig mit. Hin und wieder, wenn er uns beim Diskutieren erwischt, gibt er uns ein paar aufmunternde Worte aus seiner Lebenserfahrung. Worte welche teilweise genau den Kern unserer Diskussion treffen, ohne, dass er wissen konnte um was es geht. Danke Tom!
Das Tauchcenter hat mittlerweile auch eine stattliche Grösse angenommen. Das Gebäude, welches keines ist, hat drei Wände und schaut wie ein grosses Hufeisen aus. Das Dach entsteht gerade und wird bis Ende des Monats fertig sein, jedoch überragt es nicht die ganze Fläche des Hufeisens, sondern nur die beiden Seiten. Ein weiterer Grund dafür, warum das Center kein Gebäude ist.
Wer sich nun fragt, warum das so herausgehoben wird, dass wir kein Gebäude bauen, dem muss kurz erklärt werden, dass auf den kanarischen Inseln spezielle Regeln gelten. Auf El Hierro zum Beispiel sind gewisse Baumassnahmen ohne Bewilligung erlaubt. Die Insel ist jene, welche jährlich am heftigsten von den Winden gepeitscht wird und daher darf man zum Schutz seiner Dinge eine Steinmauer mit einer maximalen Höhe von einem Meter bauen. Zudem ist es auch erlaubt zum Beispiel aus Paletten ebenfalls eine Schutzwand zu bauen, da sie ja offensichtlich nicht zum dauerhaften Bestehen gedacht sind. Wenn nun ein Teil der Fläche mit einem Dach versehen wird, ist dies auch nicht problematisch, weil Gartengeräte dürfen überdacht werden, halt einfach kein geschlossenes Dach. Und so sind wir beim Tauchcenter, welches wirklich keine Gebäude ist, weil keines der Kriterien die dafür angewendet werden darauf zutrifft. Und doch schaut es so verdächtig aus, dass wir es mit Palmwedeln rundherum zudecken, dass es etwas mehr in der Landschaft versinkt.
Während Tom mit Yannick das Tauchcenter hochziehen, verwirklicht Nadine sich mit dem Pinsel und allerlei Malarbeiten. Die stechende Sonne lässt jede noch so UV-stabile Farbe innert kürzester Zeit erbleichen und so gibt es viel zu Pinseln.
Im Februar gibt es auch allerlei zu feiern. Am Lagerfeuerplatz bei der Outdoorküche wird fast täglich ein Lagerfeuer angeschmissen um sich gemeinsam an irgendetwas zu erfreuen. Meist ist es das leckere Brot, welches wir mit stetiger Verbesserung backen und so unsere Gaumen verzaubern. Doch auch eine gute Flasche des lokalen Weines ist immer wieder ein Grund, sich gemeinsam ans Feuer zu setzen. Das intensivste Fest war wohl das Entenfest. Leider ging das Fest für drei der Enten nicht so gut aus. Der Entenbereich der Finca war ursprünglich mal für zwei bis vier Enten angelegt worden. Da sie sich leider unkontrolliert vermehrt hatten und plötzlich zu acht das Gelände unsicher gemacht haben, musste irgendwann eine Entscheidung getroffen werden. Diese Entscheidung hiess Entenfest und es wurde am grossen Tisch leckeren Entenbraten gegessen.
Mittlerweile ist auch der Februar ziemlich weit fortgeschritten und wir beginnen langsam weitere Pläne auszuhecken. Was wollen wir tun? Wie weiter? Wohin?
Der Plan von Tom war schon zu Beginn klar. Ende Februar reist er weiter in die Umgebung von Barcelona, wo er einen weiteren Monat verbringt und ein anders Projekt mit seinem Geschick unterstützt. Doch wir waren frei, hatten alles und doch nichts im Kopf. Mittlerweile im Moment angekommen und etwas faul, konnten wir uns lange nicht entscheiden wohin es nun gehen soll. Wir brainstormen und googeln wie wild. Mexico? Klingt toll! Oder doch Costa Rica? Warum nicht eigentlich Belize? Oder doch Südamerika? Wir sind uns einig, es soll ein Land sein, wo man spanisch spricht. Wir mögen die Sprache mittlerweile und wollen mehr davon hören und irgendwie auch schaffen es zu lernen. Wir suchen weiter und plötzlich ist es klar, wohin es geht. Das Bauchgefühl von Nadine hat sich entschieden und wir buchen. Mitte März geht es weiter. Unsere Hosts haben selbst viel um die Ohren und sind froh, dass wir keine exakten Pläne haben. Da unsere Flüge Mitte März sowieso günstiger sind als ab sofort hängen wir noch zwei Wochen an.
März 2023
Der März ist jung und Tom ist bereits in Barcelona angekommen. Wir sind nun wieder zu zweit. Die Projekte sind nicht weniger geworden, sondern grösser. Das Tauchcenter ist noch nicht fertig. Das Dach ist es und die Palmblätter sind angebracht. Die nächsten Tage bekommt das neue Holz noch einen Anstrich, damit es dunkler wird und zudem vor dem Verwittern geschützt ist. Doch die Hauptarbeiten am Innenausbau sind noch zu machen. Es braucht einen Schrank für die Tauchausrüstung. Zwei weitere Betonsockel und irgendwann soll auch noch eine Abwasserleitung über den ganzen Vorplatz verlegt werden. Strom braucht das Center auch noch und das Frischwasser muss auch noch installiert werden. Viel zu tun und ganz schön wenig Zeit.
Doch plötzlich steht Johannes auf der Finca. Ein Österreicher, welcher mit seinem Camper über El Hierro reist. Er ist ein Idealist, welcher sich umschaut selbst ein Projekt auf der Insel zu starten. Er hat den Traum einer Permakultur Finca und hat zufällig auf Google den Pin von Christina und Karsten gesehen und nachgefragt, ob er sich mal umsehen darf. Schlussendlich bleibt er direkt, da er durch seinen Bus kein Bett braucht. Und am nächsten Tag sind wir wieder zu dritt im Team. Johannes nimmt sich bewusst aus der Bauerei heraus. Er als Gärtner kümmert sich um den Garten und nimmt sich hin und wieder Nadine hinzu, um die Dinge anzupacken, welche wir nicht machen konnten. Währenddessen nimmt das Tauchcenter weiter Gestalt and und die Betonarbeiten sind nahezu abgeschlossen, bis wir abreisen.
Bevor wir Abreisen kommt noch Tobias in unsere Runde. Tobias ein Deutscher, die letzten 10 Jahre in Schweden gelebt und ohne grosse Zeitvorgaben quer durch die Kanaren reist. Ebenfalls wie Johannes auf der Suche nach einem neuen Ort sich niederzulassen. Tobias baut gerne, doch möchte er sich auch eher im Garten verwirklichen. Das kann er sicherlich machen, sobald das Tauchcenter fertig ist. Erst muss das abgeschlossen werden und so beginnt er Yannick zu unterstützen.
Die Zeit ist nun schon soweit fortgeschritten, dass sich unsere Abreise ankündigt. Jedoch muss kurz davor noch ein grösseres Fest gefeiert werden. Karsten schliesst sein ersten Tauchlehrerkurs demnächst ab und die angehenden Freitauchlehrer haben theoretisch schon alle bestanden. Das muss gefeiert werden! Bereits nach dem Ankommen auf El Hierro, haben wir in einer Miniserie von unserem Lieblingsreisepodcast über El Hierro von einer wahren Legende gehört. Luciano heisst der Mann und soll ein Urgestein sondergleichen sein und die beste Paella von ganz Spanien zubereiten. Die ganzen zwei Monate hat Yannick versucht irgendwie herauszukriegen, wie wir ihn engagieren können. Doch es brauchte erst dieses grosse Fest und ein gemütlicher Lagerfeuerabend davor, um herauszufinden, dass Luciano zufälligerweise auch der Dachdecker von der Finca war. Christina hat ihn angefragt und einen Tag später hatten wir die Zusage. Luciano ist gebucht. Wir sind glücklich und freuen uns auf den grossen Abend.
Es ist Dienstag früh. Wir packen unsere sieben Sachen in unsere Taschen und bereiten uns vor. Vor auf den Reisemarathon, welcher in zwei Tagen beginnen wird. Doch zuerst schwelgen wir nochmals gemeinsam, mit Johannes und Tobias, beim Frühstück über das vergangene Fest. Es war erstklassig. Eine tolle Mischung auf Freunden, Kunden und Volontäre kombiniert mit dem chaotischen Luciano und jede Menge Essen! Es hat sich als wahr herausgestellt, dass er zu den Urigsten der Insel gehört. Ein Bimbache wie man sich ihn vorstellt. Wir rufen uns nochmals das leckere Essen, das tolle Lagerfeuer und die witzigen Gespräche in Erinnerung und schreiten zu unseren letzten Taten an diesem milden Morgen.
Am frühen Nachmittag legt unsere Fähre ab. Im Hafen hat noch eine Prominenz angelegt. Die Sea Cloud Spirit ist festgemacht und ihre Gäste werden in Minibussen raus auf die Insel chauffiert. Ob sie wohl gerade aus der Karibik zurückkommt oder hinüber segelt fragen wir uns? Unser Ziel ist jedoch erst einmal Teneriffa, wo wir uns zwei Nächte in einem Air BnB direkt in Los Christianos ausgesucht haben. Wenn schon, denn schon sagen wir uns. Ab ins Epizentrum des Massentourismus von Teneriffa.
Der Wecker klingelt uns an diesem Donnerstag früh aus dem Bett. Eigentlich ist es gar nicht früh, doch für uns die sich eigentlich keine Wecker stellen, ist es zu früh. Murren bringt nichts. Jetzt geht es los. Knapp dreissig Stunden sollen wir unterwegs sein. Vielleicht mehr aber hoffentlich weniger. Der Bus bringt uns an den Südflughafen, wo wir einchecken und pünktlich in Richtung Mailand abheben.
In Mailand ist es dank der Zeitverschiebung schon Abend. Es fühlt sich komisch an. Eigentlich sollte es heller sein um die Uhrzeit, denken wir uns als wir kurz vor den Flughafen treten, um etwas frische Luft zu schnappen. Als wir merken, dass die Luft gar nicht frisch und viel zu kalt ist, gehen wir die restliche Strecke doch lieber im Flughafen. Der Flug war ruhig und pünktlich, genügend Zeit um noch etwas zu essen bevor es erneut durch die Security geht. Würde Yannick wissen, dass es direkt nach der Security zum stressigsten Teil der bisherigen Reise kommt, würde er besser auf sein Portemonnaie achtgeben. Leider weiss er es nicht besser und träumt irgendwas vor sich her. Und so kommt es, dass nach der Security erst einmal auffällt, dass das Portemonnaie fehlt und die Polizei gebraucht wird. Es stellt sich heraus, dass es irgendwo verloren gegangen sein muss. Die Polizei ist so nett und geht unsere Laufwege ab, doch kann nichts finden. Das einzig produktive das entsteht ist ein Rapport, welcher sagt, dass Yannick das Portemonnaie verloren hat. Toll. So haben wir uns die Reise nicht vorgestellt. Doch was bringt es nun gross traurig zu sein? Es ist weg und daran lässt sich nun nichts ändern. Leider sind wichtige Dokumente damit ebenfalls verloren. Das ärgert. Dank dieser Odyssee vergeht die Zeit in Mailand wie im Flug. Kaum auf dem Gate angekommen geht es schon in den nächsten Flieger. Dieser bringt uns von Mailand nach Muscat, Oman. Wieder verläuft alles nach Plan. Der Flieger kommt pünktlich und unversehrt an und wir spüren das erste Mal die Wärme welche wir bisher so vermisst haben. El Hierro war natürlich viel wärmer als das Wetter in der Schweiz, doch der stetige Wind quer durch die Outdoorküche und die fehlende Heizung im Schlafraum war mit der Zeit doch etwas viel. Doch nun wird alles anders. Kulturschock, tropisches Wetter, tolles Essen und endlich wieder Tauchen!
Doch bevor es all die Annehmlichkeiten zu geniessen gibt, müssen wir nochmals fliegen. In Muscat verläuft der Transit ebenfalls ohne Probleme. Die Zeit vergeht und plötzlich stehen wir an unserem Gate wo in grossen Buchstaben «BANGKOK» aufleuchtet. Wir sind glücklich und freuen schon wie kleine Kinder. Thailand ist der nächste Halt und dort bleiben wir. Wie lange? Keine Ahnung. Wir wollen geniessen – und wahnsinnig gut essen!
In Bangkok ist es heiss, schwül und wir schwitzen. Uns gefällt es sofort. Endlich wieder leichtere Kleidung und keine Jacke mehr. Wir verbringen die ersten Tage in einem einfachen Hotel im Khao San Quarier. Günstig und gut mit viel schräger Backpackerkultur. Wir schnabulieren uns quer durch die Essensstände und Strassenrestaurants und kommen erst mal an. Leider hat Yannick Mühe mit schlafen, weil das Zimmer schrecklich dicht ist und keine frische Luft reinlässt. Fenster die geöffnet werden können, gibt es in diesem Haus nicht.
Nach drei Nächten verschwinden wir aus Bangkok und fahren mit dem Nachtbus in den Süden. Eine normale Busfahrt denken wir uns. Der Bus ist kaum ausgelastet und wir können uns die besten Plätze auf der oberen Etage ganz vorne schnappen. Wir fahren aus der Stadt und alles verläuft nach Plan.
Der Bus fährt von Bangkok direkt nach Chumphon, welches ein Ort im Süden des Landes auf der Höhe der Inseln im Golf ist. Nur einen Halt um etwas zu Essen und um aufs Klo zu gehen, gibt es. Die Fahrt verlief bis nach dem obligaten Halt, ohne etwas zu erwähnen. Doch nach der Pause wurde die Autobahn wild. Nachdem wir einen weiteren der vielen Polizeicheckpoints dieser Nacht durchfahren haben und alleine mit einem anderen Lastwagen auf der Autobahn südwärts fuhren, wurde es auf einmal unruhig auf der Strasse.
Plötzlich sind verschiedene Motorräder um uns herum. Alte Motorräder wie sie für Thailand üblich sind. Etwas klapprig und ranzig. Fahrer ohne T-Shirts und Helme sitzen drauf und einige von Ihnen haben weder Licht noch sonst etwas, wo man sie erkennen kann. Die Strasse, unbeleuchtet, weil sie geht ja nur gerade aus. Die Fahrer der Motorräder scheinen sich einen Spass daraus zu machen möglichst knapp an den beiden grossen Bussen vorbeizufahren. Scheint irgendeine Art Mutprobe zu sein. Vielleicht ist es auch eine Gang, oder sie sind im Rausch. Wir werden es nie erfahren. Das Einzige was wir erfahren, ist, dass einer der Fahrer auf einmal in unseren Bus kracht. Es gibt einen lauten Knall und dann rumpelt es. Nadine döst vor sich hin und erschrickt schrecklich. Yannick sieht noch das Motorrad im Funkenmeer links an die Strasse schlittern. Der Fahrer entweder gefühlslos oder auch geschockt, spricht mit seinem Begleiter und nach etwas hin und her wird er ruhiger, doch der Bus nicht langsamer. Wir kommen pünktlich um vier Uhr früh am Pier der Fähre an, welche uns später nach Koh Tao bringen wird.
Koh Tao. Eine Insel im Golf von Thailand. Die nördlichste vom populären Trio. Direkt neben Koh Phangan und Koh Samui. Wir checken ein in einem von Thais geführtem Resort. Resort ist ein etwas zu gross genommener Begriff für das, was uns dort erwartet. Wir beziehen ein einfaches doch üppiges Bungalow und kommen erst einmal an im Paradies.
Und hier endet der Bericht auch schon wieder. Schön, dass du bis hierhin gefunden hast. Danke für die tollen Nachrichten und den Zuspruch, welchen wir seit unserer Abreise erhalten durften. Es freut uns wahnsinnig, dass wir mit unserer Reise und diesen kurzen Berichten auch jenen daheim eine Reise am Bildschirm ermöglichen können.
Wir machen also weiter und freuen uns auf den nächsten Bericht.
Bis bald
Nadine & Yannick